Interview mit Molly Taylor

 

„Ich bin Rallyefahrerin der dritten Generation und meine Eltern lernten sich dank der Rallye kennen.“

 

Die allererste Teilnahme an einer Rallye Dakar ist kein leichtes Unterfangen. Die australische Rallyefahrerin Molly Taylor ist auf diese Herausforderung jedoch bestens vorbereitet. Wir unterhielten uns mit Molly zwischen zwei Rennen in Melbourne.

 

Für diejenigen, die noch nie von Ihnen gehört haben: Erzählen Sie uns bitte ein wenig über sich, z. B. woher Sie stammen.

MT: Nun gut, ich wurde in Sydney geboren und wuchs auch dort auf. Ich besuchte vier Jahre lang ein Internat im Bundesstaat New South Wales. Inzwischen lebe ich jedoch an einem der Strände von Melbourne, auch wenn ich die meiste Zeit auf Achse bin. Ich liebe es, im Freien zu sein,

Neues zu erkunden und Herausforderungen anzunehmen. Meist habe ich 1000 verschiedene Projekte am Laufen; aber denken Sie nicht, dass mich das stören würde. Ich freue mich sehr über den starken Zusammenhalt meiner Familie und ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen, wenn ich im Land bin.

 

Wie kamen Sie zum Rennsport, speziell zur Rallye?

MT: Ich bin Rallyefahrerin der dritten Generation und meine Eltern lernten sich dank der Rallye kennen. Meine Mutter ist als Beifahrerin vierfache Rallyemeisterin und hat somit natürlich auch meine Karriere erheblich beeinflusst. Dennoch begann ich mit dem Rallyefahren erst mit ungefähr 16 Jahren, nachdem ich eine damals von meinem Vater geleitete Rallyeschule besucht hatte. Seit meinen ersten Fahrerlebnissen aufeiner Schotterpiste bin ich süchtig. Seit jeher verfolge ich die Rallye Dakar begeistert im Fernsehen, aber erst über die Rennserie Extreme Ehabe ich den Geländerennsport für mich selbst entdeckt.

 

 

Wir haben erfahren, dass Sie gerade erst Ihre erste Cross-Country-Rallye absolviert haben. Wie fanden Sie dieses Erlebnis?

MT: Es war unglaublich! Die ersten paar Tage waren ziemlich aufschlussreich, denn es war alles ganz anders als das, was ich gewöhnt war. Insbesondere hat mich die enorme Größe der Sanddünen in Abu Dhabi beeindruckt. Die Fahrt über die Dünen war ein Riesenspaß für mich und mir gefielen das Abenteuer und die Herausforderung solch langer Etappen. Es war wirklich ganz anders als alles, was ich bislang erlebt hatte. Und ich kann sagen, dass ich schon jetzt süchtig danach bin.

 

Gab es bei der Rallye Momente, die besonders herausstachen? Egal, ob positive, negative oder andwerweitig...

MT: Ich denke, der zweite Tag war besonders, denn da wurden wir zum ersten Mal mit den gigantischen Dünen konfrontiert. Sie erschienen uns groß wie Berge, einfach atemberaubend. Die Überquerung der ersten paar großen Dünen war stressing. Ich war total beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der unser Can-Am die Dünen hinauffuhr; und ich fing an, Spaß daran zu finden. Auch die bloße Fahrt durchs Gelände war surreal. Häufig sah man in jeder Richtung weit und breit nichts anderes als Dünen und es fühlte sich fast an, als wäre man auf einem anderen Planeten. Und manchmal leisteten uns nur ein paar Kamele Gesellschaft.  

 

Lassen sich Rallyes in Australien mit Ihren bisherigen Erfahrungen im Nahen Osten vergleichen?

MT: Der Unterschied ist gewaltig. Die Fahrt im Sand der weiten Wüste kann man einfach nicht mit meinen Rallyeerfahrungen in Australien vergleichen. Allerdings zeichnet sich der Motorsport dadurch aus, dass die vorbildliche Kameradschaft zwischen den teilnehmenden Teams völlig unabhängig vom Standort immer dieselbe ist. In dieser Hinsicht fühlt man sich auch weit weg von zuhause wie zuhause. Das Tolle am Motorsport ist, dass man, egal wo man ist, immer das gleiche Gefühlhat: die Kameradschaft zwischen den beteiligten Teams. In dieser Hinsicht fühlte es sich an, als käme man in ein anderes Zuhause fern der Heimat.

 

 

Als nächstes steht also Dakar an, Ihre erste Rallye Dakar. Wie fühlen Sie sich so kurz vor Beginn?

MT: Eine Achterbahnfahrt der Gefühle! Ich bin total begeistert, zugleich aber auch ein wenig nervös. Es fühlt sich immer noch etwas surreal an, denn Dakar steht seit einer Ewigkeit auf meiner Vorhabenliste, aber immer ohne realistisches Zieldatum. Und jetzt wird mir bewusst, dass dieser Traum plötzlich wahr wird. Deshalb habe ich das Ganze noch nicht völlig verinnerlicht. 

 

Bereiten Sie sich irgendwie besonders auf ein so langes Rennen vor? 

MT: Ich trainiere für Extreme E schon sehr viel und sammle Fahrpraxis, aber vor Dakar werde ich mich mehr auf die Anpassung an die Hitze sowie auf Ausdauertraining konzentrieren. Der Großteil der Vorbereitung wird in meinem Fall darin bestehen, das in Abu Dhabi Gelernte auf meinen Antritt in Ha’il anzuwenden, denn all diese absolvierten Meilen sind ein unschätzbarer Vorteil für mich, da ich ja binnen kurzer Zeit jede Menge zu lernen habe.

 

Wie würden Sie Ihre Vorbereitung auf Dakar mit einem einzigen Wort zusammenfassen?

MT: Umfassend! 

 

Müssen Sie Freunden oder Familienmitgliedern manchmal erklären, was Sie beruflich machen?

MT: Die meisten meiner Freunde und Familienmitglieder haben eine ziemlich gute Vorstellung davon, aber eine einfache Erklärung wäre wohl, Achterbahn ohne Schienen zu fahren! 

 

Wie würdest du es jemandem erklären, der es noch nie erlebt hat?

MT: Off-Road-Rennen lassen sich sicherlich als eine ganz eigene und besondere Kategorie definieren. Der Versuch, in einer unbekannten und sich ständig verändernden Umgebung so schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Das ist der größte und beste Adrenalinkick/Abenteuer, den man sich vorstellen kann.

 

Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns mitteilen möchten?

MT: Ich möchte mich einfach dafür bedanken, dass ich in das Team aufgenommen wurde. Es fühlt sich wirklich wie ein wahr gewordener Traum an!

Vielen Dank, dass Sie heute mit uns geplaudert haben Molly und viel Glück bei der Dakar! Wir drücken dir die Daumen!